Mittwoch, 20. März 2013

Auernheimer zu 41 Monaten Gefängnis verurteilt

Andrew Auernheimer, Netzname „weev“, wurde diese Woche zu 41 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Außerdem muss der Hacker an AT&T Schadensersatz zahlen, weil er 2010 unzählige Kundendaten veröffentlichte. Nach einem Prozess, der viele Fragen offen ließ, folgte nun die Urteilsverkündung.

Auernheimer war im Internet lange als „weev“ bekannt. Inzwischen ist aber auch sein bürgerlicher Name ein Begriff. Als er und seine Kollegen vor einigen Jahren durch Zufall auf eine gravierende Sicherheitslücke im Kundensystem des Mobilfunk-Riesen AT&T stießen, entschieden sie sich für den „grauen“ Mittelweg.
Sie gaben die Information nicht zuerst an den Anbieter selbst weiter, damit der seine Systeme schließen konnte, sie wandten sich aber auch nicht an böswillige Hacker, die mit den Daten möglicherweise Schindluder getrieben hätten. Ihr Ziel waren vertrauenswürdige Journalisten, die einerseits die Öffentlichkeit über das Datenleck informierten, andererseits aber die Identitäten der betroffenen Kunden schützten.
Kurz vor der Urteilsverkündung feierte Auernheimer in Newark, New Jersey. Die ganze Nacht, jeder war eingeladen. Es hieß, „alle roten Punkte auf den Bildschirmen der Regierung waren in einem Raum versammelt“ — Enemies of the state. Auch wenn das eine übermäßig dramatische Darstellung der Verhältnisse sein mag, ist eines doch bemerkenswert.
Trotz des verhältnismäßig harmlosen Verstoßes — so man die Aktion denn überhaupt als solchen wertet — wurden weev und seine Kollegen von der Staatsanwaltschaft als gefährliche, skrupellose Cyber-Kriminelle dargestellt. Duktus und Strafe legen die Vermutung nahe, dass kaum einer der hinter Anklage- und Richterbank Sitzenden auf dem neuesten Stand der Technik ist. Für 41 Monate muss Auernheimer voraussichtlich hinter Gitter. Außerdem hat er an AT&T 73.000 Dollar Entschädigung zu zahlen. Laut seinem Anwalt ist dies „an der oberen Grenze der Richtwerte“ für solche Fälle.

Molly Crabapple schreibt als Beobachterin aus dem Gerichtssaal: „Hacker waren die neuen Hexen. Die Mächtigen brauchen sie und hassen sie zugleich. Also statuierten sie ein Exempel an denen, die sie lächerlich gemacht haben“. Noch einmal — liest man über den leichten Hauch von Pathos hinweg, erscheint das Urteil dennoch recht hart.

Vielerorten wird in Bezug auf aktuelle Ereignisse in Steubenville, Ohio das krasse Missverhältnis zwischen Vergehen und Strafe angeprangert. In dem kleinen Ort wurde kürzlich eine Gruppe Jugendlicher wegen Vergewaltigung verurteilt. Zu einem, beziehungsweise zwei Jahren Freiheitsstrafe.
Auernheimers Anwälte werden in Revision gehen und versuchen, die Strafe noch mildern zu lassen. Vorerst wird er im Essex County-Gefängnis in New Jersey festgehalten und sieht fast dreieinhalb Jahren Freiheitsentzug entgegen.

http://www.giga.de/unternehmen/att/news/att-hacker-auernheimer-zu-41-monaten-gefangnis-verurteilt/ 

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