Andrew Auernheimer, Netzname
„weev“, wurde diese Woche zu 41 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.
Außerdem muss der Hacker an AT&T Schadensersatz zahlen, weil er 2010
unzählige Kundendaten veröffentlichte. Nach einem Prozess, der viele
Fragen offen ließ, folgte nun die Urteilsverkündung.
Auernheimer war im Internet
lange als „weev“ bekannt. Inzwischen ist aber auch sein bürgerlicher
Name ein Begriff. Als er und seine Kollegen vor einigen Jahren durch
Zufall auf eine gravierende Sicherheitslücke im Kundensystem des Mobilfunk-Riesen AT&T stießen, entschieden sie sich für den „grauen“ Mittelweg.
Sie gaben die Information nicht zuerst an den Anbieter selbst weiter,
damit der seine Systeme schließen konnte, sie wandten sich aber auch
nicht an böswillige Hacker, die mit den Daten möglicherweise Schindluder
getrieben hätten. Ihr Ziel waren vertrauenswürdige Journalisten, die
einerseits die Öffentlichkeit über das Datenleck informierten,
andererseits aber die Identitäten der betroffenen Kunden schützten.
Kurz vor der Urteilsverkündung feierte Auernheimer in Newark, New Jersey. Die ganze Nacht, jeder war eingeladen.
Es hieß, „alle roten Punkte auf den Bildschirmen der Regierung waren in
einem Raum versammelt“ — Enemies of the state. Auch wenn das eine
übermäßig dramatische Darstellung der Verhältnisse sein mag, ist eines
doch bemerkenswert.
Trotz des verhältnismäßig harmlosen Verstoßes — so man die Aktion
denn überhaupt als solchen wertet — wurden weev und seine Kollegen von
der Staatsanwaltschaft als gefährliche, skrupellose Cyber-Kriminelle
dargestellt. Duktus und Strafe legen die Vermutung nahe, dass kaum einer
der hinter Anklage- und Richterbank Sitzenden auf dem neuesten Stand
der Technik ist. Für 41 Monate muss Auernheimer voraussichtlich hinter
Gitter. Außerdem hat er an AT&T 73.000 Dollar Entschädigung zu
zahlen. Laut seinem Anwalt ist dies „an der oberen Grenze der Richtwerte“ für solche Fälle.
Molly Crabapple schreibt als Beobachterin aus dem Gerichtssaal:
„Hacker waren die neuen Hexen. Die Mächtigen brauchen sie und hassen
sie zugleich. Also statuierten sie ein Exempel an denen, die sie
lächerlich gemacht haben“. Noch einmal — liest man über den leichten
Hauch von Pathos hinweg, erscheint das Urteil dennoch recht hart.
Vielerorten wird in Bezug auf aktuelle Ereignisse in Steubenville,
Ohio das krasse Missverhältnis zwischen Vergehen und Strafe
angeprangert. In dem kleinen Ort wurde kürzlich eine Gruppe Jugendlicher
wegen Vergewaltigung verurteilt. Zu einem, beziehungsweise zwei Jahren
Freiheitsstrafe.
Auernheimers Anwälte werden in Revision gehen und versuchen, die
Strafe noch mildern zu lassen. Vorerst wird er im Essex County-Gefängnis
in New Jersey festgehalten und sieht fast dreieinhalb Jahren
Freiheitsentzug entgegen.
http://www.giga.de/unternehmen/att/news/att-hacker-auernheimer-zu-41-monaten-gefangnis-verurteilt/
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